Montag, 18. Mai 2009

Mahlzeit !

Was ist mit den deutschen Arbeitnehmern los?” So fragte ein hoher Kommissar der EU und meinte, die Deutschen sollten mal mehr arbeiten und sich wie früher ins Zeug legen. Gut gebrüllt, aber leider in den falschen Wald.Ich denke, dass die Deutschen genug arbeiten, insbesondere da, wo es keine Tarifverträge, Zeitkonten und „Stechuhren” gibt, nämlich bei den vielen fleissigen Bienen oder besser Drohnen, die um die Bosse herumfliegen und sie mit allem Brauchbaren an Vortragskripten, Unterlagen , Ausarbeitungen und Analysen füttern.Das sind die braven und ehrgeizigen Aussertariflichen. Da darf derTag dann mal bis in den Abend dauern und die Erreichbarkeit im Urlaub und am Wochenende ist da eher normal.Aber eigentlich wollte ich darüber gar nicht sprechen. Spannend ist vielmehr der Trend zur Unternehmensverdrossenheit bei diesen jungen Verfügbaren oder soll ich sagen Verführbaren?(Ich meine nicht „Burn Out“, das käme dann später.)Aus vielen Befragungen liest es sich förmlich heraus, wie sich bei dieser nachwachsenden intelligenten Lohnarbeiterschicht die Verdrossenheit breit macht. Lob und Anerkennung für die Arbeit - ach was, wir leben doch eine lebendige protestantische Arbeitsethik! Anschiss für ein paar Fehlerchen ist aber völlig klar und auch mal ein richtiger schöner Anbrüller vor allen Leuten. Wie soll der „Jungtürke“ denn sonst das harte Handwerk der Unternehmensführung lernen.Landauf, landab unter vorgehaltener Hand und immer „entre nous“ kommen sie dann ins sprechen, die so Geführten, packen aus, müssen mal Dampf ablassen. Freizeit? Nein danke! Wenn, dann mal ausschlafen und ein Workout vielleicht. Jetzt sinken die Zufriedenheitswerte in den Umfragen!Ist der Führungsstil motivierend:Nein! Können Sie ihr Unternehmen anderen empfehlen:Nein!Würden Sie sich wieder bewerben: Nein!Ist das Unternehmen wettbewerbsfähig.Nein ! Sind die Mitarbeiter engagiert: Nein !Was löst die Unternehmensverdrossenheit aber aus, eine Verdrossenheit, die wir ja aus der Politik kennen? Die Elemente ähneln sich sogar.Hier wie dort herrschen die Oberen wie die Duodezfürsten. Sobald sie erst einmal im Amt sind.Da interessieren keine Umfragen unter den Kunden oder den Mitarbeitern oder den Kleinaktionären. Die Verantwortung wird danach mit dem Dienstwagen beim Pförtner abgelegt. Die Mitarbeiter dürfen bleiben und die Suppe auslöffeln. Mitarbeiter, die das einmal erlebt haben, fühlen dann so etwas wie Verdrossenheit und Lethargie. Aktionshysterie oben und Lethargie unten entsteht in der Dauerkrise vieler Unternehmen. Unternehmensfürsten, die mit ihrem Küchenkabinett schalten und walten dürfen, bringen manches Verkochtes und Übelschmeckendes auf den Tisch; Da vergeht dem Mitarbeiter schon mal der Appetit - oder er würgt es hinunter. Mahlzeit !
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Peter Friederichs